Folge 3: die Farce beginnt
Die Regeln sahen vor, dass mindestens 50 abgeschlossene Bögen beim BQS eingehen mussten. Dies bedeutete, dass Patienten mit Akutverlegungen, Komplikationen, kognitiven Problemen etc. aus dem Verfahren rausfielen. Die meisten Einrichtungen mussten mindestens 150 Patienten rekrutieren, um 50 abgeschlossene Bögen zu erhalten. In vielen Fällen war die Einbeziehung der Familien nötig. Diese waren oft am Anfang schwer erreichbar. Die Liste ist lang. Die Probleme wurden bei uns im Rahmen einer Masterarbeit mit der Univ. Hohenheim erarbeitet (Prof. Ernst) und sind noch nachlesbar. Auch wurden diese bei der DGG Tagung vorgestellt.
Nach einiger Zeit kamen die Auswertung des BQS. An Papier wurde nicht gespart. Um es kurz zu machen. Alle Befürchtungen hatten sich bestätigt. Es wurde weder ein Benchmarking damit erreicht, noch gab es irgendeine Anerkennung für die besonders engagiert sich beteiligt hatten. Einzelne der Patientenfeedbacks waren hilfreich. Der Personalaufwand war immens. In der eigenen Einrichtung lag der Aufwand hierfür im mittleren 5-stelligen Bereich. Wohlgemerkt keine Kostenerstattung.
Der Hohn kam zum Schluss: es gab Fehler bei der Auswertung und daher wären die Ergebnisse vorläufig. Auf eine neue Auswertung wurde verzichtet.
Ach so, BQS wurde verkauft.
Und wie ging es weiter?
Surprise, surprise: die nächste Runde des Irrsinns hat 2021 begonnen. Ein neues Institut hat die Arbeit übernommen (AQUA). Leider hätte man vor der nächsten Runde keine Zeit gehabt, dass Verfahren zu überarbeiten. Die Zeit hätte gedrängt. (Wessen Zeit?)
Jetzt muss man sich vorstellen, dass die QS Reha Untersuchung in der Pandemie durchgeführt wird. Die Ziele sind es die Patientenzufriedenheit (mit dem Virus?) und die Ergebnisqualität (von was?) zu ermitteln. Diese Ergebnisse sollen als Grundlage dienen, mit zukünftigen postpandemischen Erhebungen verglichen zu werden. (Wer glaubt den sowas?)
Es gäbe nur eine sinnvolle Maßnahme. Dieser Irrsinn sollte gestoppt werden. Das Verfahren muss überarbeitet werden. Es muss viel kürzer werden. Es müssen die Methoden integriert werden, die es Patienten ermöglichen ihre Ziele zu formulieren und messbar zu machen.
Die Allianz die dabei gefordert ist, ist der GKV-SV, der MDK, der BVG, die Fachgesellschaft und wenn das nicht reicht die Aufsichtsbehörde.
Ein schönes neues Jahr in der Brave New World
Eine Antwort auf „Workshop QS Reha – die Farce beginnt“
Man kann den Glosse-Beiträgen zu „QS-Reha Geriatrie“ nur beipflichten. Das Verfahren stellt eine irrsinnige Vergeudung an medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Personalressourcen dar, die schlussendlich in der Betreuung der Rehabilitanden fehlen. Es wird kein neuer Erkenntnisgewinn generiert und das Verfahren besticht zudem durch Pseudowissenschaftlichkeit, weil es die methodischen Probleme einer validen Datenerhebung bei geriatrischen Patienten verkennt. Einen Mehrwert gegenüber den bereits etablierten freiwilligen externen Qualitätssicherungsverfahren (wie z.B. GiB-DAT oder KODAS) sucht man daher vergeblich. Diese etablierten QS-Verfahren wenden zumindest Assessmentinstrumente mit bekannter Testgüte und überprüfbarer Objektivität an. Dass ein bürokratisches Monster wie „QS-Reha Geriatrie“ nun auch noch während der COVID-19-Pandemie den Reha-Einrichtungen zugemutet wird, zeigt das ganze Ausmaß der fehlenden Empathie hinsichtlich der derzeit bestehenden personellen Mehrbelastung in den Gesundheitseinrichtungen und dokumentiert in eindrucksvoller Weise das fehlende Fingerspitzengefühl derjenigen Akteure, die ohne Gnade auf die Fortführung solcher Verfahren beharren. Es ist nie zu spät zur Umkehr. Man sollte nur die Größe haben sich einzugestehen, dass man an einer Weggabelung falsch abgebogen und in eine Sackgasse geraten ist. Fehler einzugestehen scheint aber ein Problem zu sein, nicht nur in der Pandemie.
Fazit: Würde man einen „Oscar“ für das bürokratischste und unergiebigste QS-Verfahren verleihen, stünde „QS-Reha Geriatrie“ ganz oben in der Nominierungsliste.